
Clemens Vöckler, der FC Carl Zeiss Jena soll ein schmuckes, neues Stadion bekommen. Warum gehen Sie auf die Barrikaden?
Gegen das neue Stadion haben wir nichts. Unser Ernst-Abbe-Sportfeld ist von 1924, hat die besten Jahre längst hinter sich. Wir Fans haben uns seit 2008 immer wieder in die Planungen eingebracht. Plötzlich pochten aber Polizei und Feuerwehr darauf, dass in unserer Südkurve im neuen Stadion nur noch die Gästefans stehen dürfen – aus Sicherheitsgründen.
Womit wurde das begründet?
Es geht vor allem um die Infrastruktur. Die Polizei argumentiert, dass nur durch einen Gästeblock in der Südkurve die von der DFL geforderte Fantrennung realisiert werden könne. Dabei haben wir bereits ein eigenes „Nordkurve-Gästeblock-Konzept“ vorgelegt, das das Gegenteil beweist.
Sie haben die sogenannte CrowdFANding-Aktion gestartet. Was steckt dahinter?
Die Südkurve ist unsere Heimat. Wenn sie uns weggenommen wird, stirbt die Fankultur in Jena. Irgendwann sind wir diesen Worten aber nicht mehr weiter gekommen. Es kam immer das Totschlagargument: „Die Kosten für einen infrastrukturellen Umbau sind zu hoch!“ Also haben wir beschlossen, Geld zu sammeln, um die Mehrkosten selber zu tragen. Wir peilen einen sechsstelligen Betrag an.
Schon nach drei Tagen hatten Sie 33.000 Euro zusammen.
Wir sind völlig von den Socken, wie die Aktion anläuft und haben schon gespaßt, dass wir unser Stadion vielleicht ja sogar komplett selber bauen können. Wir bekommen Unterstützung aus allen Fanszenen, zum Beispiel Dortmund, München oder Bielefeld – sogar aus dem Ausland, z.B. Rumänien, Australien oder Japan. Der Satz „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache“ ist kein Satz fürs Phrasenschwein.
Die internationale Aufmerksamkeit wundert nicht. Die Website crowdfanding.de gibt es in 16 Sprachen.
Wir wollten das Projekt unbedingt international angehen, weil Fußballfans im Grunde ja immer wieder mit den gleichen Problemen kämpfen. Dazu haben wir 70 sogenannte Botschafter aus unserer Fanszene bestimmt, die seit April Kontakte in nationale und internationale Fanszenen knüpfen.
Wie soll es mit CrowdFANding weiter gehen?
Wenn wir unsere Südkurve gerettet haben, wollen wir die Plattform weiter etablieren. Unser Traum wäre es, „CrowdFANding“ zu einem wichtigen Mittel der Mitbestimmung von Fans aus ganz Deutschland zu machen.
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